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Gib dem Kleingedruckten keine Chance mehr!

Aktuelle Situation in der Pflegeversicherung

Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2019 über 4,1 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig (Stand: 15.12.2020). Als Folge der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft wird diese Zahl in den nächsten Jahren weiter steigen.

Neben der Anzahl der Pflegebedürftigen, steigen auch die Pflegekosten. Du fragst dich vielleicht, wo liegt das Problem? Ich zahle doch in die Pflegepflichtversicherung (private oder gesetzliche Pflegeversicherung) ein. Im Leistungsfall bin ich abgesichert.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Pflegepflichtversicherung trägt nur einen Teil der Pflegekosten. Der andere Teil muss privat finanziert werden. Um dieses finanzielle Risiko abzusichern, gibt es die Möglichkeit eine Pflegezusatzversicherung wie z.B. eine Pflegerentenversicherung abzuschließen.

Leistungsumfang einer Pflegerentenversicherung

Rentenzahlung

Der wichtigste Leistungsbestandteil einer Pflegerentenversicherung ist die lebenslange monatliche Rentenzahlung, welche ab Eintritt der Pflegebedürftigkeit gezahlt wird.

Wichtig: Die Versicherung leistet in der Regel nur, wenn die Pflegebedürftigkeit länger als 6 Monate prognostiziert wurde.

Die Höhe der monatlichen Pflegerente hängt von der Versicherungssumme und dem diagnostizierten Pflegegrad ab. Bei Pflegegrad 5 wird 100% der vereinbarten Rente ausgezahlt. Bei Einstufung in niedrigere Pflegegrade wird meist ein geringerer prozentualer Anteil ausgezahlt, wobei die prozentuale Höhe je Pflegegrad bei einigen Versicherern auch frei wählbar ist. So ist es z.B. möglich schon ab Pflegegrad 2 100% der vereinbarten Rente zu erhalten.

Je höher die gewünschte Absicherung (Rentenhöhe & prozentuale Absicherung je Pflegegrad), desto höher ist der monatliche Beitrag der Pflegerentenversicherung.

Des Weiteren ist es üblich, dass bei Pflegegrad 1 keine oder nur eine sehr geringe Rente (bis 20%) ausgezahlt wird.

Einmalzahlung

Zusätzlich zur lebenslangen Rentenzahlung kann eine Einmalzahlung bei Erreichen eines bestimmten Pflegegrades (z.B. Pflegegrad 3) hinzuversichert werden. Das Geld kann dann z.B. für Umbaumaßnahmen im Haus genutzt werden. Beachte: Eine Einmalzahlung kann häufig erst ab einem höheren Pflegegrad hinzuversichert werden.

Todesfallleistung

Häufig ist eine Todesfallleistung automatisch mitversichert. Hierbei erhalten die Hinterbliebenen die eingezahlten Beiträge zurück. Die Rückzahlung ist jedoch in der Regel auf eine Jahresrente begrenzt.

Service und Assistance-Leistungen

Bei den meisten Versicherern sind Service und Assistance-Leistungen mitversichert. Das heißt der Versicherer hilft dir bzw. deinen Angehörigen bei der Organisation der Pflege. Das kann z.B. die Suche nach einem Heimplatz oder die Vermittlung einer ambulanten Pflegekraft bedeuten.

Wartezeiten

Marktüblich ist, dass der Versicherungsschutz bereits ab Versicherungsbeginn besteht und es keine Wartezeiten gibt.

Geld zur freien Verfügung

Es spielt keine Rolle, für was das Geld aus der Pflegerentenversicherung verwendet wird. Das Geld kann z.B. für eine ambulante oder stationäre Pflege oder für etwas ganz anderes verwendet werden.

Auch ist es irrelevant, ob die Zahlungen aus der Pflegerentenversicherung die tatsächlichen Kosten für die Pflege übersteigen. Es werden keine Leistungen gekürzt.

Abgrenzung Pflegerentenversicherung – Pflegetagegeldversicherung

Im Gegensatz zur Pflegetagegeldversicherung handelt es sich bei der Pflegerentenversicherung um eine Lebensversicherung und keine Krankenversicherung.

Das hat vor allen Dingen Auswirkungen auf die Verzinsung. Bei der Pflegetagegeldversicherung handelt es sich um eine reine Risikoversicherung.

Bei der Pflegerentenversicherung werden die Versicherten an den Überschüssen und Bewertungsreserven des Versicherers beteiligt. Das heißt, dass bei einer positiven Entwicklung der Kapitalanlagen die tatsächliche Rente höher als die garantierte Rente ausfallen kann.

Gesundheitsfragen

Ja, auch bei einer Pflegerentenversicherung müssen Gesundheitsfragen beantwortet werden. Gewisse Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen bzw. auch zu einer Ablehnung des Versicherungsschutzes führen.

Kosten einer Pflegerentenversicherung

Wie bereits beschrieben, richtet sich der Preis der Pflegerentenversicherung nach der vereinbarten Versicherungssumme und deinem Gesundheitszustand. Das dritte Kriterium für den Preis ist dein Eintrittsalter. Je jünger du bist, desto günstiger ist der Beitrag.

Im Leistungsfall sind ab einem gewissen Pflegegrad (z.B. Pflegegrad 2) keine Beiträge mehr zu entrichten.

Um die Inflation auszugleichen, kann eine jährliche Dynamik vereinbart werden, sodass die Beiträge und Leistungen steigen.

Doch was kostet denn nun eine Pflegerentenversicherung?

Wir haben das Ganze mal bei der Allianz durchgerechnet.

Hier würde ein 25-jähriger für 1.000 Euro Pflegerente monatlich 49,62 Euro zahlen. Ein 35-jähriger würde für die gleiche Summe 59,44 Euro zahlen.

Steuern

Die Leistungen einer Pflegerentenversicherung werden Netto ausgezahlt. Es ist keine Einkommensteuer zu entrichten.

Ist eine Pflegerentenversicherung sinnvoll?

Das kommt ganz auf deine persönliche Situation an. Kannst du bzw. können deine Angehörigen die Kosten für eine Pflege ohne Probleme selbst tragen? Sorgst du anderweitig für diesen Fall vor?

Mit einer Pflegerentenversicherung kannst du explizit für den Fall der Pflegebedürftigkeit sparen. Beachte: Je jünger du bei Abschluss bist, desto günstiger sind die Beiträge.

Wir sind jedoch der Meinung, dass von den freiwilligen Versicherungen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und eine Haftpflichtversicherung deutlich wichtiger sind.

Wenn diese beiden Versicherungen schon bestehen und du zusätzlich etwas für deine Altersvorsorge tust, kannst du über eine private Pflegerentenversicherung nachdenken. Eine günstigere, jedoch auch leistungsschwächere Alternative ist eine Pflege-Bahr Versicherung.