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Immer öfter in den letzten Jahren steht die “Rente mit 70” im Raum. Kommt sie aber nun oder nicht? Ist das Anheben des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre alternativlos oder gibt es doch noch andere Wege um dem Kollaps des deutschen Rentensystems entgegenzuwirken? Genau in diesen Fragen streitet sich die Wissenschaft, aber auch die Politik. Erschwerend kommt in meinen Augen hinzu, dass man nicht unbedingt für sich selbst Werbung macht als Politiker, wenn man das Rentenalter auf 70 anhebt, wo doch genau die Generation, die dann davon direkt betroffen ist, die größte Wählerschaft ausmacht.

gif;base64,R0lGODlhAQABAAAAACH5BAEKAAEALAAAAAABAAEAAAICTAEAOw== - Rente mit 70? Realistisch? Eine aktuelle Bestandsaufnahme

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Inhaltsübersicht

Wie sieht die aktuelle Lage aus?

Das unser deutsches Rentensystem kurz vor dem Zusammenbruch steht ist allgemeinhin klar. Und es war auch schon immer klar, selbst dem guten alten Otto von Bismarck, dass dieses System nur unter bestimmten Voraussetzungen funktioniert. Verschieben sich eben diese Voraussetzungen, dann bricht auch das System zusammen. Wissen tut es also jeder, geändert hat es dennoch keiner. Meiner Meinung nach liegt das mitunter auch daran, dass sich kein Politiker den Hut aufsetzen will, auf dem steht “Ich bin für die Rente mit 70 verantwortlich.” oder “Ich bin der, der das bisherige Rentensystem geändert hat, diese Umstellung eine gewisse Zeit braucht, die Bevölkerung und die Medien dies aber nicht so sehen und mich in der Luft zerreißen.”.

Damit man als Politiker also erst gar nicht auf innovative, äh sorry, “dumme Ideen” kommt, wurde im Koalitionsvertrag sogar festgehalten, dass das Rentenniveau bis 2025 bei mindestens 48 Prozent (Wuhuuu! Es bleibt bei weniger als die Hälfte von dem was ich vorher hatte!) bleiben wird und auch die Beiträge die 20 Prozent nicht überschreiten werden.

Dies bedeutet aber auch, dass die einzige Stellschraube, die jetzt noch übrig bleibt um die Renten auch künftig auf diesem Niveau zahlen zu können, das Renteneintrittsalter ist.

Sofern man nicht irgendwoher mehrere Milliarden in das Rentensystem pumpen will.

Falls du nicht weißt, wie die gesetzliche Rente berechnet wird, solltest du dir unbedingt den verlinkten Artikel durchlesen.

Wirtschaftsinstitute haben nachgerechnet

Große Wirtschaftsinstitute haben nun mal den Taschenrechner rausgeholt und nachgerechnet. Bleibt es bei den im Koalitionsvertrag festgelegten Werten, dann muss das Renteneintrittsalter rein rechnerisch auf 70 Jahre, sogar über 70 Jahre steigen.

Oder man bekommt ca. 500.000 junge Zuwanderer, die kräftig in die Rentenkassen einzahlen. Ex-Ifo-Chef Hans-Werner Sinn spricht in seiner Rechnung von vor einigen Jahren sogar von 32 Millionen erwerbsfähigen Menschen, die es zusätzlich bräuchte, um das Rentenniveau und den Beitragssatz bis Mitte 2030 konstant halten zu können. Wenig realistisch und auch wenig wünschenswert laut Hans-Werner Sinn.

Gibt es eine Alternative zur Rente mit 70?

Die Hans-Böckler-Stiftung hat eine, auf den ersten Blick, interessante Alternative auf den Tisch geworfen. Laut ihren Angaben geht man in den allseits bekannten Rechnungen, was die Erhöhung des Renteneintrittsalters angeht, von falschen Grundlagen aus.

Hier wird nämlich zumeist die Zahl der nominell Erwerbsfähigen und die Zahl der potentiellen Rentner gegenübergestellt, also Menschen zwischen 15 und 64 Jahren gegenüber Menschen ab 65 Jahren.

Die Hans-Böckler-Stiftung will stattdessen zwischen Erwerbstätigen und Transferempfängern unterschieden, also neben Rentnern etwa auch Bürgergeld-Empfänger (ehemals Hartz 4 Empfänger) und das über alle Altersstufen hinweg. In der Tat bekommt man nach dieser Rechnung ein ganz anderes Ergebnis.

So gibt es laut dieser Rechnung im Jahr 2013 eine so genannte “demografische Abhängigkeitsquote” (Verhältnis von ab-65-jährigen zu 15-64-jährigen) von 32 Prozent. Das Verhältnis von Transferabhängigen und Erwerbstätigen lag dagegen bei 56 Prozent.

Dies bedeutet, dass es also bereits 2013 weniger Menschen gab, die Geld erwirtschafteten, als Menschen die eine Transferleistung erhalten haben.

In einer weiteren Rechnung ist die Hans-Böckler-Stiftung noch mal tiefer eingestiegen und hat auch 1-Euro-Jobber und Mini-Jobber aus der Gleichung herausgenommen. Somit blieben nur Menschen in der Rechnung, die wirklich selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen können.

Unter diesen Bedingungen liegt die sogenannte “ökonomische Abhängigkeitsquote” sogar bei 68 Prozent, also mehr als doppelt so hoch wie die „demografische Abhängigkeitsquote“.

Der große Unterschied liegt u.a. auch darin begründet, dass auch Arbeitslose und Frührentner als Transferempfänger bezeichnet werden. Und genau hier setzt der Lösungsvorschlag der Hans-Böckler-Stiftung an.

Eine weitere Stellschraube tut sich auf: Der Arbeitsmarkt

Ältere Männer, aber auch Frauen, arbeiten heute oft gar nicht oder wenn, dann nur im Minijobbereich. Könnte man diese Menschen nun komplett in den Arbeitsmarkt integrieren, dann könnte man die oben genannte Abhängigkeitsquote drücken.

Durch dieses Vorgehen würde die Abhängigkeit zwar langsamer steigen, ist aber größer. Für die Böckler-Forscher ist das allerdings kein Widerspruch. Sie argumentieren, dass es die schnelle Steigerung ist, die das Rentensystem vor eine Herausforderung stellt. Und eben diese gilt es zu drosseln.

Arbeitsmarkt ist kein Allheilmittel

Aber auch die Experten der Hans-Böckler-Stiftung geben zu, dass sich der demografische Wandel nicht nur über den Arbeitsmarkt abfangen lässt. Auch sie wollen an den bereits bekannten Stellschrauben, wie z.B. der Beitragshöhe drehen.

Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters ist in ihren Augen allerdings nicht notwendig.

Wer länger arbeitet, lebt länger –  ist die Rente mit 70 so schlecht?

Die Arbeit ist für viele ältere Menschen der einzige soziale Kontaktpunkt mit anderen Menschen. Fällt dieser weg, vereinsamen viele Menschen und sterben dadurch nachweislich früher.

So gehen viele Rentner mittlerweile auch einer bezahlten Beschäftigung nach, auch wenn sie das Geld nicht unbedingt nötig hätten. Die soziale Integration haben sie aber nötig. Die hat jeder Mensch nötig. Und über ein Form von Arbeit mit Kollegen ist dies u.a. sehr gut möglich.

Private Vorsorge ist unverzichtbar

Auch wenn ich hier als Versicherungsmakler schreibe und du eventuell das Gefühl bekommst, dass ich das nur schreibe, weil ich ja Rentenversicherungen verkaufen möchte und wir sowieso alles Gauner und Verbrecher sind, dann gib mir bitte dennoch die Chance, dir ein paar wichtige Worte mit auf den Weg zu geben, was das Thema private Altersvorsorge angeht.

1. Nein, es muss nicht immer eine Rentenversicherung sein.

Ganz ehrlich: Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, wie du ein Einkommen später im Alter generieren kannst. Eine gute Rentenversicherung ist eine davon. Aber auch Mieteinnahmen, Fondssparpläne, Unternehmensbeteiligungen, usw. können dir im Alter ein schönes monatliches Einkommen bescheren.

2. Das wichtigste überhaupt ist, dass du die Situation realisierst und handelst!

Du könntest diese ganze Thematik zumindest für dich selbst entschärfen, indem du einfach mal anfängst mit deiner eigenen privaten Altersvorsorge. Bilde dich finanziell weiter, z.B. durch meine kostenfreien Videos auf YouTube rund um das Thema Versicherungen.

Und dann fange einfach an!

Mit deiner ersten kleinen, cleveren Rentenversicherung, einem ETF-Sparplan, deiner ersten Immobilie oder der Tilgung deiner Schulden.

Aber fange damit an!

Und wenn du planst, frühzeitig in Rente zu gehen, solltest du dir unbedingt den Artikel „Tricks, um früher in Rente zu gehen“ durchlesen.

Deine Meinung zum Rentensystem in Deutschland?

Wie siehst du das Rentensystem in Deutschland? Ist hier Hopfen und Malz verloren? Geht es nur weiter, in dem man ständig das Renteneintrittsalter erhöht? Oder muss man wirklich das komplette System umkrempeln und z.B. dafür sorgen, dass alle Erwerbstätigen (inkl. Beamte und Selbstständige) in das System einzahlen? Lasse mir hier gerne einen Kommentar da.

Ich für meinen Teil vermute, dass kein Weg an der Rente mit 70 oder noch später, vorbeiführt.