Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung musst du dich neben der passenden Rentenhöhe auch für das richtige Endalter entscheiden. Es gibt an, wie lange deine Police längstens läuft und steht damit auch für das Ende einer möglichen BU-Leistung, solltest du zum entsprechenden Zeitpunkt (noch) berufsunfähig sein. Im Fokus sollte daher die drohende Leistungslücke zwischen Ende der BU-Rente und Beginn der gesetzlichen oder privaten Rente stehen. Warum der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60 keinen Sinn macht bzw. sogar ein fataler Fehler sein kann, erfährst du in diesem Experten-Artikel. (60 steht stellvertretend für den Abschluss einer BU-Versicherung mit einer zu kurzen Laufzeit, also auch z.B. bis 55, 63 oder 65.)

Wichtige Infos auf einen Blick

  • Das Endalter spielt bei der Berufsunfähigkeitsversicherung eine entscheidende Rolle. Die BU-Versicherung nur bis 60 Jahre laufen zu lassen, ist dabei in der Regel keine gute Idee.
  • Ziel sollte sein, eine lückenlose Absicherung im „Worst-Case“ sicherzustellen. Im Optimalfall läuft deine Berufsunfähigkeitsversicherung daher bis zum Renteneintrittsalter, was meist 67 Jahre sind.
  • Kannst du die Zeit zwischen Wegfall deiner BU-Rente und Beginn der gesetzlichen Rente anderweitig überbrücken, beispielsweise aus deinem Vermögen, kannst du dies bei Festlegung des Endalters deiner BU-Versicherung entsprechend berücksichtigen.
  • Da du den Zeitpunkt der finanziellen Unabhängigkeit bei Abschluss der BU-Versicherung aber in der Regel noch nicht kennst, solltest du die Versicherung mit dem Endalter 67 abschließen und diese erst kündigen, wenn du die finanzielle Unabhängigkeit erreicht hast.
  • Je früher deine Berufsunfähigkeitsversicherung endet, desto günstiger wird sie – dafür vergrößert sich allerdings auch die mögliche Absicherungslücke.

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Warum die richtige Festlegung des Endalters in der BU-Versicherung wichtig ist

Kernaufgabe und Zweck der Berufsunfähigkeitsversicherung ist, deinen aktuellen Lebensstandard im Fall einer Berufsunfähigkeit abzusichern. Anders als viele denken, handelt es sich bei ihr also nicht um eine Art „Grundsicherung 2.0“, die lediglich das Existenzminimum abdeckt. Vielmehr soll die BU-Versicherung dafür sorgen, dass du weiterhin so leben kannst, wie es dir mit deinem aktuellen Einkommen möglich ist.

Staatliche Grundsicherung

Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung fällst du allerdings auf die staatliche Grundsicherung zurück, sofern du nicht über passives Einkommen oder ein großes Vermögen verfügst. Eine Erwerbsminderungsrente wirst du in vielen Fällen trotz Berufsunfähigkeit nicht erhalten und falls doch, wird die Höhe wahrscheinlich nicht ausreichen.

Bevor du allerdings Bürgergeld (früher ALG 2 bzw. Hartz IV) erhalten kannst, musst du deine Ersparnisse nahezu vollständig aufbrauchen und besonders teure Vermögenswerte veräußern. Die Grundsicherung ermöglicht dir also gerade nicht, deinen Lebensstandard aufrechtzuerhalten.

Bei der BU-Versicherung nicht an der falschen Stelle sparen

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bietet dir allerdings genau diese Absicherung, ist dafür aber auch vergleichsweise teuer – sie kostet schnell einen hohen zwei- bis dreistelligen Betrag pro Monat.

Daher solltest du sie auch so abschließen, dass sie deinen Bedarf tatsächlich vollständig deckt. Leistungslücken gilt es zu vermeiden.

Denn: Sparst du an der falschen Stelle, etwa durch den Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60, sind deine monatlichen Beiträge zwar niedriger. Du verzichtest aber auch in den in Bezug auf Berufsunfähigkeit riskantesten Jahren deines Lebens auf eine finanzielle Absicherung.

Warum eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht nur bis 60 laufen sollte

Du solltest deine Berufsunfähigkeitsversicherung niemals nur bis zum 60. Lebensjahr laufen lassen – außer du kannst hier bereits in Rente. In allen anderen Fällen sollte der BU-Vertrag erst mit deinem Renteneintritt enden (in der Regel mit 67), sodass hier ein nahtloser Übergang stattfindet. Doch warum eigentlich?

Grund Nr. 1: Wahrscheinlichkeit für eine Berufsunfähigkeit

Die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, ist statistisch gesehen am höchsten im Alter zwischen 48 und 55 Jahren. Mit zunehmendem Alter ist es also immer wahrscheinlicher, dass eine Berufsunfähigkeit eintritt.

Wichtig ist aus dieser Tatsache nicht die falschen Schlüsse zu ziehen. Denn je früher du berufsunfähig wirst, desto wichtiger ist eine lange Laufzeit der BU-Rente, da du weniger Vermögen aufbauen kannst.

Auch macht es keinen Sinn, eine Berufsunfähigkeitsversicherung erst mit über 40 abzuschließen, da du dann zum einen aufgrund des schlechteren Gesundheitszustands wahrscheinlich keine (bezahlbare) Versicherung mehr bekommst und zum anderen keine Statistik der Welt dir etwas bringt, wenn du bereits deutlich früher berufsunfähig wirst.

Über 50% der BU-Renten werden bis zum Ende der Laufzeit gezahlt

Wie die folgende Statistik des Analysehauses Franke & Bornberg zeigt, liefen im Jahr 2022 53% aller BU-Renten bis zum Ablauf der Leistungsdauer. Hieraus lässt sich ableiten, dass die meisten Menschen bis zum Renteneintritt berufsunfähig waren bzw. im Worst-Case einige Jahre bis zum Renteneintritt ohne Leistung aus der BU-Versicherung überbrücken mussten.

franke bornberg leistungspraxis studie bu leistung beendigung 600x375 - Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60? Wie lange eine BU laufen sollte!

Beachte dabei: Je jünger du bei Eintritt der Berufsunfähigkeit bist, desto weniger Beiträge hast du bisher in Rentenversicherung, Versorgungswerk oder andere Formen der Altersvorsorge eingezahlt.

Es ist also geradezu entscheidend, dass du die entsprechenden Einzahlungen künftig aus der BU-Rente leisten kannst. Fehlt dir diese Möglichkeit, weil du deine Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60 oder gar noch kürzer abschließt, stehst du auch im Alter mit einer schlechten Absicherung dar. Um es deutlich zu sagen: Du riskierst in der Altersarmut zu enden.

Grund Nr. 2: BU-Versicherung vs. Sparen, sparen, sparen

Viele Menschen denken, sie könnten eine Absicherungslücke in der Berufsunfähigkeitsversicherung (z.B. zwischen dem 60. und dem 67. Lebensjahr) durch Ersparnisse schließen. Dies funktioniert allerdings nur unter zwei Voraussetzungen:

  1. Erst Vermögen, dann BU-Laufzeit: Du musst immer davon ausgehen, dass du das notwendige Vermögen vor Eintritt der Berufsunfähigkeit (diese kündigt sich selten Jahre im Voraus an) nicht mehr aufbauen kannst. Bevor du die Laufzeit deiner BU-Versicherung anpasst, sollte daher das notwendige Kapital vorhanden sein.
  2. Inflation beachten: Beachte, dass beispielsweise 100.000 Euro in 30 Jahren deutlich weniger wert sind und berücksichtige die Inflation von durchschnittlich 2% pro Jahr in deiner Kalkulation.

Grundsätzlich ist Vermögensaufbau natürlich eine gute Sache und Vermögenswerte sind auch geeignet, um Absicherungslücken aller Art zu schließen. Du solltest hier nur stets auf Nummer sicher gehen, sprich erst das Vermögen aufbauen und dann deinen „Anker“ namens Berufsunfähigkeitsversicherung anpassen.

Grund Nr. 3: Deine Altersvorsorge

Wenn du nicht mehr arbeitest, zahlst du auch keine Beiträge bzw. Gelder mehr in

  • die gesetzliche Rentenversicherung,
  • private Altersvorsorgeprodukte,
  • berufsständische Versorgungswerke oder
  • deinen ETF-Sparplan

ein. Hast du bisher Arbeitgeberanteile erhalten, weil du als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer tätig warst, fällt dieser mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses weg. Du musst dich in Zukunft also selbst um deine Absicherung fürs Alter kümmern.

Auf diesen Fakt weist dich auch die gesetzliche Rentenversicherung in der Renteninformation hin. Denn sie geht bei ihrer Berechnung davon aus, dass du „wie bisher“ weiterhin Beiträge einzahlst.

Kalkuliere Laufzeit und Höhe der BU-Rente daher so, dass du sowohl Rentenbeiträge zahlen als auch Vermögen aufbauen kannst. Auch aus diesem Grund macht es meistens keinen Sinn, die Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60 Jahre abzuschließen.

Hast du eine BU-Versicherung mit einer zu kurzen Laufzeit abgeschlossen?

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Endalter BU-Versicherung: Vertragsdauer und Leistungsdauer

Um die Kosten einer BU-Versicherung zu senken, denken sich Versicherer teilweise kuriose Vertragsgestaltungen aus. So gibt es Verträge, bei denen die Vertragsdauer nicht der Leistungsdauer entspricht.

Bei einer guten BU-Versicherung sind Vertrags- und Leistungsdauer identisch (am besten bis 67). Für geringfügig niedrigere Kosten bieten manche Versicherer an, dass die Leistungsdauer zwar bis 67, die Vertragsdauer aber nur bis 60 geht.

Wenn du beispielsweise mit 55 berufsunfähig wirst, leistet die Versicherung bis 67. Wenn du aber nach dem 60. Geburtstag berufsunfähig wirst, gibt es keine Leistung, da der Vertrag bereits beendet wurde.

In dieser Konstellation sind einige riskante Jahre nicht versichert, weshalb du auf ein solches Konstrukt in jedem Fall verzichten solltest. Denn es ist durchaus möglich, dass du erst mit 60 oder später berufsunfähig wirst.

Laufzeit BU-Versicherung: „Ich möchte aber eh nur bis zum 60. Lebensjahr arbeiten!“

Kurze Antwort: Dann schließ deine Berufsunfähigkeitsversicherung trotzdem bis zum Renteneintrittsalter ab und kündige sie, wenn du genug Geld auf der hohen Kante hast.

Dies ist der sichere Weg. Die Police im Vorhinein nur bis 60 abzuschließen, kann teuer werden – denn was, wenn du mit 60 Jahren noch berufsunfähig bist und merkst, dass

  • du noch 7 Jahre bis zur Rente und
  • nicht ausreichend Vermögen aufgebaut hast?

Genau, dir drohen Sozialhilfe und ein gewisser (vielleicht sogar erheblicher) Abstieg, denn vor dem Bürgergeld-Bezug muss dein Vermögen (fast) vollständig aufgezehrt werden.

Berufsunfähigkeit mit 30

Noch schlimmer wäre so ein Vorgehen, wenn du z.B. bereits mit 30 berufsunfähig wirst und sich an diesem Status nichts mehr ändert. Dann hast du kaum Möglichkeiten Vermögen aufzubauen und wirst immer mit der Angst leben, dass ab 60 das Geld knapp wird bzw. du vielleicht wieder arbeiten musst, obwohl du es nicht kannst.

Hinzu kommt, aber das brauchen wir fast nicht zu erwähnen, dass dir dein Versicherer keine Vertragsverlängerung anbieten wird, wenn du aktuell bereits berufsunfähig bist. Du kannst schließlich auch kein brennendes Haus versichern. Auch wenn du noch nicht berufsunfähig bist, ist eine Verlängerung der Laufzeit in der Regel nicht möglich.

Maximale Flexibilität

Anders als eine Vertragsverlängerung bieten die meisten Versicherer an, die Laufzeit zu verkürzen. Wenn du also eine BU-Versicherung mit dem Endalter 67 abschließt, hast du die maximale Flexibilität. Du kannst bei ausreichend Vermögen die Laufzeit verkürzen oder den Vertrag ganz kündigen.

BU-Laufzeit: Zwei verschiedene Endalter

Der Abschluss von zwei Berufsunfähigkeitsversicherungen ist in vielen Fällen sinnvoll.

Denn hierdurch kannst du u.a. die Nachversicherungsgarantien doppelt nutzen und, wenn du Gutverdiener bist, auch insgesamt deutlich höhere BU-Renten ohne ein umfangreiches ärztliches Gesundheitszeugnis abschließen. Als positiver Nebeneffekt kommt hinzu, dass du bei Streitigkeiten mit einem der beiden Versicherer zumindest vom anderen bereits Leistungen erhältst.

Dieses Doppelmodell kannst du auch beim Endalter nutzen. Schließe dazu eine BU-Versicherung bis zum Renteneintrittsalter ab und versichere hier deinen Grundbedarf, z.B. 2.000 Euro pro Monat. Die zweite Berufsunfähigkeitsversicherung dient der Absicherung eines anderen Bedarfs, z.B. „Luxus“ oder einer bestehenden Finanzierung. Hier legst du das Endalter etwa auf das Ende der Finanzierungsdauer fest.

Ausgabenabsicherung

Man kann die Lösung mit zwei oder mehr Verträgen aber auch kritisch sehen, insbesondere, wenn von Seiten des Versicherungsvermittlers von einer Ausgabenabsicherung gesprochen wird. Damit ist gemeint, dass Lebenshaltungskosten mit zunehmendem Lebensalter immer niedriger werden – schließlich ist das Haus irgendwann abgezahlt und deine Kinder sind ausgezogen. Klingt logisch, oder?

Leider nur auf den ersten Blick. Denn:

  • Deine Ausgaben steigen mit der Zeit und sinken nicht. Grund hierfür ist bereits die Inflation.
  • In der Regel machst du Karriere, verdienst über die Jahre mehr und erhöhst dadurch auch deinen Lebensstandard. Du brauchst also auch bei einer Berufsunfähigkeit mehr Geld.

In der Regel bleiben auch nach dem Auszug der Kinder keine Unsummen übrig. Denn nun gilt es, die Altersvorsorge aufzubessern, Sanierungen an der eigenen Immobilie vorzunehmen oder lange gesparte Urlaube mit der Partnerin oder dem Partner nachzuholen.

Oder um es anders zu sagen: Sind die Kinder aus dem Haus, habt ihr mehr Freizeit – und die kostet.

Zwei verschiedene Endalter machen nur bei Sicherung des Grundbedarfs Sinn

Auch wenn dadurch Kosten gespart werden, macht es also keinen Sinn, einen Bedarf von 2.500 Euro auf z.B. 3 Verträge aufzuteilen, bei denen 1.000 Euro nur bis zum 55. Lebensjahr laufen, weil hier dann die Kinder aus dem Haus sind, weitere 500 Euro nur bis zum 60. Lebensjahr laufen, weil dann das Haus abbezahlt ist und nur die restlichen 1.000 Euro bis zum 67. Lebensjahr laufen. Aus den genannten Gründen kann dir dieses Vorgehen auf die Füße fallen.

Eine Lösung mit mehreren Verträgen macht in Bezug auf die Kosten nur Sinn, wenn mit einem Vertrag bis 67 schon der gesamte Grundbedarf abgedeckt ist und weitere Verträge zusätzliche temporäre Ereignisse absichern.

BU-Vertrag mit Verlängerungsoption wählen

Gute BU-Versicherer bieten Verträge mit einer sogenannten Verlängerungsoption an. Während ein Hinausschieben der Vertragslaufzeit grundsätzlich ausgeschlossen ist, greift bei einer Erhöhung des Renteneintrittsalters eine Ausnahme.

Durch die Verlängerungsoption kannst du die Laufzeit deiner Berufsunfähigkeitsversicherung also bis zum jeweils aktuellen Renteneintrittsalter verlängern. Diese Verlängerung erfordert keine erneute Gesundheitsprüfung, du darfst zum entsprechenden Zeitpunkt aber auch nicht berufsunfähig sein.

Wichtig zu wissen ist, dass diese Verlängerungsoption in der Regel nur angeboten wird, wenn du die BU-Versicherung bis zum bei Vertragsbeginn aktuellen Renteneintrittsalter abgeschlossen hast.

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Über den Autor

Tobias Weßler
Chief Content Manager