Ob durch psychische Belastung, eine plötzliche Krankheit oder einen Unfall. Eine Berufsunfähigkeit kann schnell passieren. Welche Stolpersteine es bei der Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente gibt, wie man die BU-Rente möglichst schnell ausgezahlt bekommt und auch, was man bei einer Ablehnung unternehmen kann, erklären wir in diesem Experten-Artikel.

Wichtige Infos auf einen Blick

  • Lasse dich bei Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente am besten von einem Experten unterstützen.
  • Die Berufsunfähigkeitsrente kann telefonisch, schriftlich oder per E-Mail beantragt werden.
  • Für die Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente sollte man mögliche Fristen beachten, bis wann man der Versicherung die Berufsunfähigkeit melden muss.
  • Wenn der Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente abgelehnt wurde, kann man versuchen, mit rechtlichen Schritten seine Leistungen trotzdem noch zu erhalten.

Auch im Video: Berufsunfähigkeitsrente beantragen

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Ab wann kann ich Leistungen aus meiner Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten?

Wenn man berufsunfähig wird, kann man Leistungen aus der Berufsunfähigkeitsversicherung beantragen. Als berufsunfähig gilt man, wenn man nur noch in der Lage ist, seinen zuletzt ausgeübten Beruf über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten zu 50% oder weniger auszuüben.

Hierbei wird neben der Qualität der Arbeit auch auf die Quantität geschaut, also auf die Arbeitszeit pro Woche. Wenn man üblicherweise 40 Stunden pro Woche gearbeitet hat und jetzt aus gesundheitlichen Gründen nur noch 20 Stunden oder weniger arbeiten kann, ist das eine Reduzierung von mindestens 50%, weshalb man unter diesem Aspekt als berufsunfähig gilt. Solltest du in Teilzeit arbeiten, musst du ggf. Besonderheiten beachten.

Berufsunfähigkeitsrente beantragen – So musst du vorgehen

Den Prozess, um seine Berufsunfähigkeitsrente zu beantragen, kann man in die folgenden fünf Schritte unterteilen.

1. Berufsunfähigkeit bescheinigen lassen

Bevor man der Versicherungsgesellschaft eine Berufsunfähigkeit meldet, musst man diese zuerst von einem Arzt feststellen und attestieren lassen. Für einfache Diagnosen reicht häufig der Hausarzt. Solltest du wegen einer speziellen Krankheit berufsunfähig sein, lohnt es sich, einen Spezialisten zu besuchen.

2. Der Versicherung die Berufsunfähigkeit melden

Wenn die Berufsunfähigkeit vom Arzt bescheinigt wurde, sollte man die Versicherungsgesellschaft telefonisch, schriftlich oder per E-Mail über die Berufsunfähigkeit informieren.

Wichtig: Je nach Versicherungsgesellschaft und Tarif kann es sein, dass die Versicherung eine Meldefrist für die Mitteilung der Berufsunfähigkeit in den Bedingungen vorschreibt.

3. Antrag ausfüllen und abschicken

Nachdem du der Versicherung deine Berufsunfähigkeit gemeldet hast, sendet dir diese einen Antrag auf Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente zu. In der Regel umfasst dieser Antrag je nach Gesellschaft ungefähr 20 bis 30 Seiten und enthält verschiedene Fragebögen.

Hierbei wird umfangreich von der Versicherung abgefragt, welche Beschwerden vorliegen und in welcher Form diese Beschwerden zur Einschränkung im Arbeitsalltag bzw. zur Berufsunfähigkeit führen.

Alle Unterlagen wahrheitsgemäß und so detailliert wie möglich ausfüllen

Nach Erhalt des Antrags auf Berufsunfähigkeitsrente musst du diesen wahrheitsgemäß und am besten so detailliert wie möglich ausfüllen. Im Antrag musst du erklären, warum du berufsunfähig bist. Je detaillierter der Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente, desto weniger Rückfragen hat die Versicherung und desto schneller bekommt man sein Geld.

Neben dem Antrag musst du in der Regel noch weitere Unterlagen einreichen. Dazu zählen z.B. ausführliche Berichte deines Arztes bzw. deiner Ärzte, welche/r die Berufsunfähigkeit diagnostiziert haben. Auch Gutachten, Laborbefunde und Reha-Berichte sollte man einreichen. Wichtig ist hierbei, dass die voraussichtliche Dauer der Berufsunfähigkeit aufgeführt sein sollte.

Zudem fragt die Versicherung nach einer Tätigkeitsbeschreibung deines zuletzt ausgeübten Berufes. Hier sollte aufgeführt werden, wie der Arbeitsalltag aussah, wie viele Stunden pro Woche man gearbeitet hat und welche Position man hatte.

4. Vollmacht für die Versicherung am besten ablehnen

Versicherer bieten an, dass sie sich die geforderten Gesundheitsdaten mit einer Vollmacht selbst besorgen. Diese Vollmacht sollte man der Versicherung jedoch nicht erteilen. Die Versicherung fragt oft mehr Informationen ab, als eigentlich im Fragebogen gefordert ist und versucht, dadurch eine Leistungszahlung zu vermeiden.

5. Prüfung der Unterlagen und Beantwortung eventueller Rückfragen

Nun ist die Versicherung gefragt. Sie prüft alle Unterlagen und meldet sich bei eventuellen Rückfragen. Solltest du den Antrag auf Berufsunfähigkeitsrente jedoch ausführlich beantwortet haben, sollte es in der Regel nur wenige oder sogar gar keine Rückfragen geben.

Entscheidung über die Berufsunfähigkeitsrente

Nach Prüfung aller Unterlagen fällt die Versicherung eine Entscheidung. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten.

  1. Die Versicherung erkennt die Berufsunfähigkeit an und zahlt die versicherte BU-Rente in voller Höhe aus.
  2. Die Berufsunfähigkeit wird abgelehnt. Welche Gründe die Versicherung haben kann und was du trotz einer Ablehnung machen kannst, zeigen wir dir im weiteren Verlauf des Artikels auf.

BU-Rente abgelehnt – Das sind die Gründe

Wenn die Versicherung die Berufsunfähigkeit nicht anerkennt, kann das laut einer Auswertung des Analysehauses MORGEN & MORGEN aus 2024 folgende Gründe haben.

Keine Reaktion von Seiten des Versicherungsnehmers

Mit fast 40% ist das nicht zurückmelden nach Antragsstellung von Seiten des Versicherten der häufigste Grund für eine Ablehnung der Berufsunfähigkeitsversicherung. Gerade weil die Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente ein umfangreicher und langwieriger Prozess ist, empfehlen wir, mit einem Experten zusammenzuarbeiten und Durchhaltevermögen zu beweisen.

Grad der Berufsunfähigkeit nicht erreicht

Der zweithäufigste Grund mit 32% ist, dass der BU-Grad nicht erreicht wird. Auch wenn der Hausarzt eine Berufsunfähigkeit attestiert, prüft in vielen Fällen ein Gutachter der Versicherung nochmals separat, ob und zu viel Prozent eine Berufsunfähigkeit vorliegt. Teilweise ist es so, dass der Hausarzt einen Grad der Berufsunfähigkeit von z.B. 60% feststellt und der Gutachter der Versicherung den Grad der Berufsunfähigkeit nur auf 40% festlegt und man deshalb von Seiten der Versicherung nicht als berufsunfähig gilt.

Die Versicherung wurde angelogen

Egal ob bei Abschluss der BU-Versicherung oder beim Antrag auf Erhalt der Berufsunfähigkeitsrente. Wer die Versicherung anlügt oder versucht, sich Leistungen zu erschleichen, bekommt keine Leistung. Man täuscht z.B. eine Krankheit vor, die man nicht hat, weshalb die Zahlung der BU-Rente abgelehnt wird. Wenn du bei Antragsstellung die Gesundheitsfragen nicht korrekt beantwortet hast bzw. sogar Krankheiten bewusst verschwiegen hast und die Versicherung das nachweisen kann, darf die Versicherung im schlimmsten Fall den Vertrag auflösen, die bereits gezahlten Beiträge behalten und selbstverständlich die Zahlung der BU-Rente verweigern.

Ausnahme

Wenn dein BU-Vertrag bereits länger als 10 Jahre besteht, kann die Versicherung diesen nicht anfechten. Auch wenn du im Antrag gelogen hast, darf die Versicherung dir Leistungen aufgrund dieser Täuschung nicht verweigern. Dieses Risiko solltest du jedoch in keinem Fall eingehen.

BU-Versicherung zahlt nicht, was tun?

Wenn die Versicherung die Berufsunfähigkeit nicht anerkennt, ist das noch kein Grund aufzugeben.

An den Ombudsmann wenden

Als Versicherungsnehmer hat man das Recht kostenlos die Schlichtungsstelle der Versicherungswirtschaft aufsuchen. Diese wird auch als Ombudsmann bezeichnet. Hierbei sind jedoch nur Entscheidungen bis zu einem Streitwert von 10.000 Euro für die Versicherung bindend.

Da die Leistung aus der Berufsunfähigkeitsversicherung meist deutlich höher ist, wird eine Entscheidung gegen die Versicherung von dieser meist nicht akzeptiert.

Vor Gericht ziehen

Sollte die Versicherung die Entscheidung des Ombudsmannes nicht anerkennen oder man ist als Versicherungsnehmer nicht mit dieser zufrieden, kann man versuchen, seine Ansprüche auch über den normalen Rechtsweg, also über das Gericht geltend zu machen.

Hierbei muss man bedenken, dass man als Versicherungsnehmer ohne Rechtsschutzversicherung, sollte der Gerichtsprozess verloren gehen, sowohl für die eigenen Gerichtskosten als auch für die der Gegenseite aufkommen muss. Deshalb sollte man sich, bevor man den Rechtsweg einschlägt, ausführlich von einem Anwalt beraten lassen. Das man die Rechtsschutzversicherung vor der BU-Versicherung abschließen muss, damit diese auch bei Beantragung der BU-Versicherung leistet, ist übrigens ein Mythos.

Tipps, wenn du deine Berufsunfähigkeitsrente beantragst

Hol dir professionelle Hilfe

Entweder von einem Anwalt, oder solltest du von einem Versicherungsmakler betreut werden, solltest du die Kommunikation über deinen Versicherungsmakler laufen lassen. Diese kennen die Stolpersteine bei der Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente und wissen, wie man diese vermeidet.

Interview BU-Expertenservice zur Beantragung der BU-Rente

Durchhalten

Teilweise kann es mehrere Monate dauern, bis die Versicherung über die Berufsunfähigkeit entschieden hat. Deshalb sollte man mit genug Durchhaltevermögen an die Sache herangehen.

Ehrlichkeit währt am längsten

Beantworte alle Fragen, die von der Versicherung gestellt werden, ehrlich. Sollte die Versicherung herausbekommen, dass du bei Antragsstellung oder bei den Gründen deiner Berufsunfähigkeit gelogen hast, kann das weitreichende Konsequenzen mit sich bringen.

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Über den Autor

Tobias Weßler
Chief Content Manager