Der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist mit ADHS schwierig – auch heute noch. Gerade im Kindes- und Jugendalter, wo ein günstiger Einstieg in die BU-Absicherung häufig sinnvoll ist, macht die Erkrankung dir hier einen Strich durch die Rechnung. Doch es gibt Möglichkeiten, wie du für dich oder dein Kind trotz ADHS-Diagnose eine Berufsunfähigkeitsversicherung erhalten kannst. Hinzu kommen alternative Absicherungslösungen.

Wichtige Infos auf einen Blick

  • Das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Syndrom (ADHS) beginnt bei den meisten Menschen bereits im Kindes- und Jugendalter. Rund 5% der jungen Menschen sind weltweit hiervon betroffen.
  • ADHS äußert sich in Aufmerksamkeitsstörungen, Unruhe und Impulsivität. Kinder, die an ADHS leiden, werden dadurch oft ausgegrenzt und nicht ernst genommen.
  • In der Berufsunfähigkeitsversicherung ist ADHS häufig ein Ausschlussgrund, weil der Versicherer die Risiken durch die Erkrankung als zu unkalkulierbar ansieht.
  • Eine Absicherung ist aber trotz ADHS möglich. In Frage kommen hier gleich mehrere Wege, wobei zwei über die „klassische“ BU-Versicherung führen.
  • Was für ADHS gilt, gilt gleichermaßen auch für den kleinen Bruder ADS.

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Berufsunfähigkeitsversicherung und ADHS: Die Gesundheitsfragen

Schließt du für dich oder dein Kind eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, stellt der Versicherer verschiedene Gesundheitsfragen. Eine davon lautet beispielsweise:

„Sind Sie in den letzten 10 Jahren wegen der Psyche (z.B. Depressionen, Burnout, Angst- oder Erschöpfungszustände, Suizidversuch, Schlafstörungen, ADHS) beraten, untersucht oder behandelt worden?“

Kreuzt du hier „Ja“ an, wird der Versicherer den Antrag mit hoher Wahrscheinlichkeit ablehnen. Zunächst stellen die meisten Gesellschaften aber Rückfragen. So hast du bessere Chancen, die Berufsunfähigkeitsversicherung trotz ADHS zu erhalten, wenn

  • der letzte Arztbesuch bereits länger, etwa 3 bis 5 Jahre, her ist,
  • keine wesentlichen Beeinträchtigungen des täglichen Lebens bestehen,
  • die Krankheit gut „im Griff“ ist, bestenfalls ohne die Einnahme von Medikamenten (z.B. Ritalin).

Bei Versicherungen mit Kopf prüfen wir im Rahmen einer sogenannten anonymen Risikovoranfrage, ob du mit deinen individuellen Vorerkrankungen versicherbar wärst. So weiß der Versicherer (noch) nicht, wer du bist – und kann die Ablehnung des „finalen“ Antrags auch nicht im zentralen Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft speichern.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz ADHS erhalten: So kannst du vorgehen

Der Versicherer lehnt einen Antrag bzw. eine Voranfrage immer nur anhand der ihm zur Verfügung gestellten Informationen ab. Trägst du also bei den Vorerkrankungen „ADHS“ ein, geht das Versicherungsunternehmen davon aus, dass du mit dieser Erkrankung vollwertig versichert werden möchtest – logisch.

Hier hast du aber nun zwei Möglichkeiten:

  • BU-Versicherung mit Ausschluss: Du kannst mit dem Versicherer vereinbaren, dass psychische Erkrankungen oder spezifisch ADHS nicht vom Versicherungsschutz umfasst werden. Der sogenannte Leistungsausschluss bewirkt, dass der Versicherer die vereinbarte Rente nicht auszahlt, wenn du aufgrund deiner ADHS-Erkrankung berufsunfähig werden solltest. In allen anderen Fällen bist du aber „normal“ BU-versichert.
  • Frist abwarten: Wurdest du beispielsweise vor 9 Jahren wegen ADHS behandelt und fragt der Versicherer nach Behandlungen in den letzten 10 Jahren, kannst du mit dem Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung noch etwas warten. Zur Überbrückung der Wartezeit entscheidest du dich dann beispielsweise für eine Grundfähigkeitsversicherung. Wichtig ist aber, dass die Erkrankung ADHS bei dir nicht mehr besteht.

Beide Wege sind nicht optimal. Sie ermöglichen dir aber dennoch, eine Berufsunfähigkeitsversicherung trotz ADHS – eigentlich ein „absoluter Ablehnungsgrund“ – zu erhalten. Einen Versuch ist es daher fast immer wert.

Alternativen zur Arbeitskraftabsicherung bei ADHS-Diagnose

Kommt eine Berufsunfähigkeitsversicherung für dich nicht in Frage, gibt es verschiedene Absicherungsalternativen. Wir stellen dir einige der wichtigsten kurz vor.

Multi-Risk-Versicherung

Eine Multi-Risk-Versicherung deckt, wie der Name bereits verrät, verschiedene Risiken in einer Police ab. Hier sind zum Beispiel diese Versicherungsfälle versichert:

  • Invalidität (dauerhafte Einschränkung) durch Unfälle
  • Verlust von Grundfähigkeiten (zum Beispiel Gehen, Bücken, Treppensteigen, Willensbildung)
  • Schwere Organerkrankungen
  • Krebs
  • Eintritt der Pflegebedürftigkeit

Hier bist du bereits gegen viele Krankheiten und Vorfälle versichert, wobei der Versicherer im Leistungsfall ebenfalls eine Rente auszahlt. Ihre Höhe bestimmst du selbst.

Bei einigen Versicherern gibt es – quasi als Highlight – eine sogenannte BU-Option. Du kannst ab dem dritten Jahr nach Abschluss der Multi-Risk-Versicherung in eine vollwertige Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln. Hierzu sind allerdings weitere Voraussetzungen zu erfüllen, zum Beispiel darfst du ein bestimmtes Höchstalter nicht überschritten haben und der Wechsel muss zu Berufsbeginn erfolgen.

Grundfähigkeitsversicherung

Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn bei dir eine oder mehrere Grundfähigkeiten dauerhaft verloren geht. Grundfähigkeiten sind zum Beispiel:

  • Sehen
  • Hören
  • Sprechen
  • Sitzen
  • Atmen
  • Denken
  • Organfunktionen

Hinzu kommen meist Zusatzleistungen. Der Versicherer leistet dann auch, wenn du zum Beispiel an einer schweren Krankheit wie Krebs erkrankst.

Viele Versicherer bieten die Möglichkeit, die Grundfähigkeitsversicherung in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umzuwandeln. ADHS führt aber auch hier oft zum Ausschluss, weil eine vollwertige Gesundheitsprüfung (erneut) durchgeführt werden muss.

Die Grundfähigkeitsversicherung eignet sich allerdings gut zur Überbrückung, etwa, um während der 10-Jahres-Frist bei den Fragen nach der Psyche nicht ohne Schutz dazustehen. Sobald du dann innerhalb der letzten 10 Jahre nicht mehr wegen ADHS in Behandlung warst und die Erkrankung nicht mehr besteht, kannst du erneut versuchen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu erhalten.

Berufsunfähigkeitsversicherung trotz ADHS – nichts ist unmöglich

Wie du siehst, gibt es durchaus auch mit ADHS die Möglichkeit, eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder zumindest einen möglichst vergleichbaren Schutz zu erhalten. Mitunter ist es hierfür allerdings notwendig, mit dem Versicherer zu verhandeln. So kann die BU-Versicherung beispielsweise mit einem Ausschluss der ADHS-Erkrankung abgeschlossen werden.

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Über den Autor

Tobias Weßler
Chief Content Manager