Bei welchen Versicherungen gibt es für Beamte Besonderheiten?
In Deutschland sind aktuell ca. 5 Mio. Menschen im öffentlichen Dienst beschäftigt. Davon sind ca. 2 Mio. Beamte, Richter und Soldaten. Für diese Berufsgruppen gibt es im Bereich Versicherungen einige Besonderheiten zu beachten. In diesem Experten-Artikel erhältst du einen Überblick über die wichtigsten Versicherungen für Beamte.
- Krankenversicherung
- Dienstunfähigkeitsversicherung
- Diensthaftpflichtversicherung
- Rentenversicherung
Beamte Krankenversicherung
Beamte haben in der Regel einen Anspruch auf Beihilfe. Das bedeutet, dass der Dienstherr sich zum Teil (in der Regel 50%) an den tatsächlichen Krankheitskosten beteiligt. Aus diesem Grund gibt es in der privaten Krankenversicherung spezielle Restkostentarife für Beamte. Diese decken den Teil ab, für welchen der Dienstherr nicht aufkommt. Da es gewisse Leistungen gibt, welche die Beihilfe nicht oder nur zum Teil übernimmt, gibt es in der PKV spezielle Beihilfeergänzungstarife, welche diese Deckungslücke schließen.
Ein Beamter kann sich auch freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichern, muss dann aber trotz Beihilfeanspruch 100% der Kosten versichern. Zudem gibt es in der GKV im Gegensatz zu normalen Angestellten keinen Arbeitgeberanteil, weshalb der volle Beitrag auf die Bruttobezüge anfällt.
Im Vergleich zur GKV bietet die PKV bessere Leistungen bei geringeren Kosten, weshalb ca. 94% der Beamten in Deutschland in der PKV versichert sind.
Familienangehörige haben auch Beihilfeanspruch
Neben dem Beamten bzw. der Beamtin selbst, haben auch die Kinder (80% Beihilfe) und ggf. die Ehefrau/der Ehemann einen Beihilfeanspruch. Auch hier ist eine Restkostenabsicherung gegen Beitrag in der PKV möglich. Es gibt jedoch keine kostenfreie Familienversicherung wie in der GKV.
Sonderfall freie Heilfürsorge
Einige Beamte haben keinen Anspruch auf Beihilfe, sondern auf freie Heilfürsorge. Das bedeutet, dass der Dienstherr z.B. während der aktiven Dienstzeit 100% der Krankheitskosten übernimmt. Erst im Ruhestand besteht ein Anspruch auf Beihilfe, weshalb in einem solchen Fall bereits in jungen Jahren eine Anwartschaftsversicherung abgeschlossen werden sollte. Hierbei wird der Gesundheitszustand (kleine Anwartschaft) und ggf. zusätzlich das Alter (große Anwartschaft) eingefroren, sodass der Beamte im Ruhestand problemlos in die PKV wechseln kann.
Übrigens: Da es in der privaten Krankenversicherung für Beamte einige Besonderheiten gibt, beraten in unserer PKV-Beratung nur speziell dafür ausgebildete Experten.
Berufsunfähigkeitsversicherung Beamte
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte wird meist Dienstunfähigkeitsversicherung genannt. Die korrekte Bezeichnung ist jedoch Berufsunfähigkeitsversicherung mit Dienstunfähigkeitsklausel.
Beamte werden nämlich nicht berufsunfähig, sondern dienstunfähig.
Was ist bei der Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte zu beachten?
Der wichtigste Punkt bei der Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte ist, dass der Vertrag die echte Dienstunfähigkeitsklausel beinhaltet.
Diese besagt, dass sowohl die Versetzung in den Ruhestand wegen allgemeiner Dienstunfähigkeit, als auch die Entlassung wegen allgemeiner Dienstunfähigkeit als Berufsunfähigkeit gilt. Somit ist die Entscheidung des Dienstherren, auch für den Versicherer bindend. Es wird nicht zusätzlich geprüft, ob der Beamte auch aus Sicht des Versicherers als berufsunfähig gilt.
Bei Verträgen mit der unechten Dienstunfähigkeitsklausel, kann der Versicherer ganz normal prüfen, ob der Beamte berufsunfähig ist oder nicht. Es könnte also sein, dass der Dienstherr eine Dienstunfähigkeit feststellt, der Versicherer jedoch keine Berufsunfähigkeit. Dann muss der Versicherer nicht leisten.
Eine andere Möglichkeit ist die unvollständige Dienstunfähigkeitsklausel. Bei dieser Klausel ist die Entscheidung des Dienstherren nicht in jedem Fall bindend, denn es fehlt z.B. der Abschnitt „Entlassung wegen allgemeiner Dienstunfähigkeit“ aus dem o.g. Beispiel. Beamte auf Widerruf und Beamte auf Probe werden nämlich nicht in den Ruhestand versetzt, sondern entlassen. Und gerade für diese, ist die Dienstunfähigkeitsversicherung besonders wichtig.
Brauchen Beamte überhaupt eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Nur Beamte auf Lebenszeit mit einer Dienstzeit von mindestens 5 Jahren haben Anspruch auf ein Ruhegehalt. Beamte auf Widerruf und Beamte auf Probe haben noch keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt (Ausnahme bei Beamten auf Probe: Unfallruhegehalt). Für diese Personengruppen ist eine Dienstunfähigkeitsversicherung unverzichtbar, da es bei Dienstunfähigkeit keine Leistung vom Dienstherren gibt.
Je länger ein Beamter auf Lebenszeit verbeamtet ist, desto höher wird das Ruhegehalt. Wenn du irgendwann der Meinung bist, dass eine Dienstunfähigkeit aufgrund des hohen Ruhegehalts, kein finanzielles Risiko mehr darstellt, kannst du darüber nachdenken die Versicherung zu kündigen. In jungen Jahren ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Beamte aber sehr sinnvoll.
Obwohl auf Soldaten die meisten beamtenrechtlichen Vorschriften Anwendung finden, sind sie keine Beamte. Auch Berufssoldaten nicht. Sie können jedoch auch dienstunfähig werden, weshalb eine Dienstunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist.
Diensthaftpflichtversicherung
Eine Diensthaftpflichtversicherung (auch Amtshaftpflicht genannt) ist ein Zusatzbaustein in der Privathaftpflichtversicherung für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst.
Warum ist die Amtshaftpflicht nötig?
Bei Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst gibt es die Besonderheit, dass die normale Privathaftpflichtversicherung für während der Dienstzeit grob fahrlässig verursachte Schäden nicht leistet. Da auch der Dienstherr nicht leistet, haftet der Beamte bzw. Angestellte im öffentlichen Dienst hierfür persönlich und unbegrenzt.
Häufig ist die Diensthaftpflicht bereits über die Gewerkschaft oder Ähnliches abgesichert.
Kosten Diensthaftpflicht
Falls du die Amtshaftpflicht privat absichern musst, ist das auch kein großes finanzielles Problem. Der Beitrag für den Baustein Diensthaftpflicht liegt bei nur wenigen Euros im Monat. Beachte, dass es nicht möglich ist, die Diensthaftpflicht ohne Privathaftpflicht abzuschließen. Zudem bieten nicht alle Versicherer diesen Baustein an.
Diensthaftpflicht sinnvoll?
Jeder in Deutschland sollte eine Privathaftpflicht haben. Für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst gilt, dass diese zusätzlich eine Diensthaftpflichtversicherung abschließen sollten. Die Kosten für diese Versicherung sind in Relation zu den möglichen finanziellen Schäden sehr gering.
Rentenversicherung für Beamte
Die Rentenlücke betrifft neben Arbeitnehmern und Selbstständigen auch Beamte. Zwar können Beamte bis zu 72% des letzten Bruttogehalts als Pension bekommen, weshalb die Situation deutlich entspannter als bei der restlichen Bevölkerung ist. Hier liegt das aktuelle Rentenniveau bei ca. 50%, was jedoch nicht bedeutet, dass ca. 50% vom letzten Brutto als Rente gezahlt werden. Das ist einer der 5 größten Rentenirrtümer, welche wir im verlinkten YouTube-Video erklärt haben. Trotz der deutlich besseren Versorgung besteht auch bei vielen Beamten eine Pensionslücke.
Diese Lücke kann durch eine Riester Rente, eine Rürup Rente und auch eine fondsgebundene Rentenversicherung geschlossen werden. Nicht möglich ist der Abschluss einer betrieblichen Altersvorsorge.
Übrigens: Auch Beamte haben Anspruch auf in der Regel 6,65 Euro Vermögenswirksame Leistungen, welche z.B. in einen VL ETF-Sparplan angelegt werden können.
Beitragsvorteil für Beamte
Zum Abschluss wollen wir noch kurz darauf eingehen, dass Beamte bei vielen Versicherungen einen Beitragsvorteil haben. So wird bei vielen Sachversicherungen, wie z.B. der KFZ Versicherung, der Haftpflichtversicherung oder der Hausratversicherung im Antrag die Frage gestellte „Arbeiten Sie im Öffentlichen Dienst?„.
Beamte bzw. Angestellte im öffentlichen Dienst bekommen mutmaßlich Rabatte, weil die Schadenquoten im Vergleich zur restlichen Bevölkerung geringer sind. Beamte gelten ja in der Regel als sehr verantwortungsvoll. Auch aus Sicht der Versicherer.