Im Werben um Fachkräfte bieten immer mehr Arbeitgeber ihren Angestellten eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung an. Hierbei wird eine BU-Versicherung als separater Vertrag oder als Zusatz zum Beispiel zu einer betrieblichen Altersvorsorge abgeschlossen.

Ob eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist und worauf man unbedingt achten muss, erklären wir in diesem Experten-Artikel.

Wichtige Infos auf einen Blick

  • Eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine BU-Versicherung über den Arbeitgeber, bei welcher der Arbeitnehmer die versicherte Person ist.
  • Hierbei wird zwischen einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) und einer betrieblichen Altersvorsorge mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung als Zusatzversicherung (BUZ) unterschieden.
  • Aus Sicht des Arbeitnehmers hat die betriebliche BU-Versicherung vor allen Dingen die Vorteile, dass es häufig vereinfachte Gesundheitsfragen und eine Ersparnis bei den Steuern und Sozialabgaben gibt.
  • Aus Sicht des Arbeitgebers bietet die betriebliche BU-Versicherung die Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen bzw. zu binden.
  • Nachteile aus Sicht des Arbeitnehmers sind vor allen Dingen die eingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten, die schlechtere Besteuerung der BU-Rente und mögliche Probleme bei einem Arbeitgeberwechsel.

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Wieso ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt sinnvoll?

Im Laufe seines Lebens wird jeder vierte Deutsche zeitweise oder dauerhaft berufsunfähig. Hierbei ist es egal, ob die Berufsunfähigkeit durch einen Unfall, Probleme mit der Psyche (z.B. Burnout) oder plötzliche Erkrankungen wie Krebs entsteht. Krankheiten sind übrigens mit über 70% der Hauptgrund für eine Berufsunfähigkeit.

Daher spielt der Job nur eine untergeordnete Rolle. Auch Bürojobber können berufsunfähig werden.

Da dadurch schnell finanzielle Probleme entstehen können, ist es sinnvoll, seine Arbeitskraft dagegen mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abzusichern.

Wie funktioniert eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung?

Der Arbeitgeber handelt bei einer Versicherungsgesellschaft einen Gruppenvertrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung und die dazugehörigen Konditionen aus. Die Definition von Berufsunfähigkeit ist hierbei identisch wie bei einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung.

Als Arbeitnehmer kann man je nach Vertrag eine selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung (Direktversicherung mit einem eigenständigen Vertrag) oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung als Zusatzversicherung zu einer betrieblichen Altersvorsorge (bAV) abschließen.

Betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung als selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung

Die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung kann als Direktversicherung in Form eines eigenständigen Versicherungsvertrags (SBU) abgeschlossen werden. Dabei ist der Arbeitnehmer die versicherte Person, während der Arbeitgeber als Versicherungsnehmer fungiert.

Diese betriebliche BU-Versicherung deckt das Risiko einer Berufsunfähigkeit ab und kann mit vergleichsweise niedrigen Beiträgen finanziert werden.

Im Fall einer Berufsunfähigkeit erhält der Arbeitnehmer die vereinbarte BU-Rente monatlich für die festgelegte Leistungsdauer. Da es sich um eine reine Risikoabsicherung handelt, erfolgt am Ende der Vertragslaufzeit in der Regel keine Auszahlung der angesparten Summe an den Versicherten.

Betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung als Zusatzversicherung im bAV-Vertrag

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Berufsunfähigkeitsversicherung als Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) in die betriebliche Altersversorgung (bAV) zu integrieren. In diesem Fall ergänzt die BUZ die betriebliche Altersversorgung um einen zusätzlichen Berufsunfähigkeitsschutz.

Die Beiträge für eine bAV mit BUZ sind in der Regel höher als bei einem eigenständigen Vertrag, da die Berufsunfähigkeitsabsicherung nur eine Teilkomponente darstellt.

Bei einer betrieblichen Altersvorsorge mit integriertem Berufsunfähigkeitsschutz erhält der Arbeitnehmer am Ende der Vertragslaufzeit entweder eine einmalige Kapitalzahlung oder eine monatliche Rente.

Ein Vorteil: Im Fall einer Berufsunfähigkeit übernimmt die BUZ die Beitragszahlungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Teilweise hast du aber auch die Möglichkeit, diesen „Airbag“ abzuwählen, was einen geringeren Beitrag zur Folge hat.

Vorteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung

Zuschuss vom Arbeitgeber

Der Arbeitgeber bezuschusst die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung mit mindestens 15% (Entgeltumwandlung). Eine Grenze für die Bezuschussung gibt es nicht. Der Arbeitgeber kann 50% (Mischfinanzierung) oder sogar 100% der Beiträge (Arbeitgeberfinanzierung) für die BU-Versicherung zahlen.

Beitrag vom Brutto- statt vom Nettogehalt

Falls der Arbeitnehmer die Beiträge über eine Entgeltumwandlung bezahlt, wird der Beitrag vom Brutto- statt vom Nettogehalt abgezogen. Das heißt, dass man sich als Arbeitnehmer Steuern und Sozialabgaben spart.

Hierbei sollte man jedoch beachten, dass durch das geringere Bruttogehalt die gesetzliche Rente niedriger ausfallen wird.

Mengenrabatt möglich

Da der Arbeitgeber für mehrere Mitarbeiter eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt, kann es je nach Gesellschaft sein, dass ein (kleiner) Rabatt gewährt wird, den es bei einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung nicht geben würde.

Vereinfachte Gesundheitsfragen

Einer der größten Vorteile in einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung sind die meist reduzierten Gesundheitsfragen. Je nach Arbeitgeber werden nur ein paar Fragen gestellt oder es wird für den Abschluss eine Dienstobliegenheitserklärung verlangt.

Bei einer Dienstobliegenheitserklärung bestätigt man der Versicherungsgesellschaft als Arbeitnehmer, dass man zurzeit arbeitsfähig ist und weder behindert noch über einen längeren Zeitraum krank war bzw. es plant. Zudem wird gefragt, ob zurzeit ein Verfahren auf Berufsunfähigkeit läuft.

Gerade für Menschen mit Vorerkrankungen, die es schwer haben, eine private Berufsunfähigkeitsversicherung zu bekommen, wird es hier deutlich einfacher gemacht, einen Versicherungsschutz zu bekommen.

Vorteile für Arbeitgeber

Eine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung bietet nicht nur für den Arbeitnehmer, sondern auch für den Arbeitgeber Vorteile. Mit einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung positioniert man sich als attraktiver Arbeitgeber für potenzielle Bewerber und erhöht zudem die Mitarbeiterbindung.

Des Weiteren können Arbeitgeber die Kosten für die betriebliche BU-Versicherung je nach Modell als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen.

Nachteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung

BU-Rente wird voll versteuert

Im Vergleich zur privaten BU-Rente, welche nur mit dem sogenannten Ertragsanteil besteuert wird und man weniger Steuern zahlen muss, wird bei der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung 100% der Rente versteuert. Das liegt daran, dass man in der betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung einen Steuervorteil in der Ansparphase hat, da der Beitrag vom Bruttolohn bezahlt wird und in der privaten BU-Versicherung nicht.

Demnach muss die BU-Rente bei einer betrieblichen BU-Versicherung höher als bei einer privaten BU-Versicherung ausfallen.

Versicherer, Tarif und Bedingungen werden vom Arbeitgeber ausgesucht

Bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung muss man nehmen, was man bekommt. Eigene Wünsche können nicht berücksichtigt werden, da der Tarif und die Bedingungen komplett vom Arbeitgeber ausgehandelt werden. Trotzdem sollte man vor dem Abschluss darauf achten, dass bestimmte Punkte in einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung vorhanden sind.

Diese Punkte sollten unbedingt in einer guten BU-Versicherung vorhanden sein:

Der Arbeitgeber ist Versicherungsnehmer

Der Versicherungsnehmer muss Leistungen gegenüber der Versicherung geltend machen. Das bedeutet, dass der Arbeitgeber und nicht der Arbeitnehmer die Leistungen im Falle einer Berufsunfähigkeit geltend machen muss.

Da es einige Arbeitgeber gibt, die im Falle einer längeren Krankheit oder einer Berufsunfähigkeit dem Arbeitnehmer kündigen, kann die Beantragung der BU-Rente ein langwieriger Prozess werden.

Selten gibt es auch Konstellationen, bei denen nicht der Arbeitgeber, sondern der Arbeitnehmer Versicherungsnehmer ist. Bei dieser Variante entfällt jedoch ein Großteil der Vorteile.

Transparenz der Gesundheitsdaten

Wenn man als Arbeitnehmer Gesundheitsfragen beantworten muss, kann der Arbeitgeber unter Umständen auf die Gesundheitsdaten Einsicht haben.

Jeder zahlt denselben Beitrag

Da es sich bei einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung um einen Gruppentarif handelt und jeder Arbeitnehmer einen einheitlichen Beitrag zahlt, ist der Beitrag zur betrieblichen BU-Versicherung im Vergleich zur privaten BU-Versicherung besonders für junge, aber auch kaum körperlich tätige Menschen meist höher. Ältere und hart körperlich tätige Menschen hingegen profitieren oftmals von der betrieblichen BU-Versicherung.

Der einheitliche Beitrag bezieht sich selbstverständlich auf zwei identische Personen, also beispielsweise zwei 30-jährige mit 2.000 Euro BU-Rente. Das Alter und die Höhe der BU-Rente beeinflussen logischerweise die Beitragshöhe. Auch bei vereinfachten Gesundheitsfragen kann es Erkrankungen geben, welche den Beitrag negativ beeinflussen.

Krankengeld und Elternzeit

Wenn man als Arbeitnehmer in Elternzeit geht oder Krankengeld erhält, also kein reguläres Gehalt vom Arbeitgeber bekommt, müssen alle Beiträge für die betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung selbst übernommen werden.

Ausnahme: Man kann mit dem Arbeitgeber vereinbaren, dass in solchen Fällen der Arbeitgeber die Beiträge weiterhin bezahlt.

Was passiert bei einem Arbeitgeberwechsel?

Sollte man nach dem Abschluss einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung den Arbeitgeber wechseln, kann es zu mehreren Schwierigkeiten kommen.

BU-Versicherung zum neuen Arbeitgeber mitnehmen

Wenn man seine betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung zu seinem neuen Arbeitgeber mitnehmen möchte, kann es sein, dass der neue Arbeitgeber dies ablehnt. Wenn der neue Arbeitgeber zum Beispiel eine eigene betriebliche Berufsunfähigkeitsversicherung hat, muss man diese neu abschließen und eventuelle Gesundheitsfragen beantworten.

BU-Versicherung privat weiterführen

Wenn man seinen BU-Vertrag privat weiterführen möchte (wenn das überhaupt möglich ist) muss man die Beiträge aus dem eigenen Nettogehalt bezahlen, wodurch die Steuer- und Sozialversicherungsvorteile entfallen. Aber auch eventuelle Rabatte, zum Beispiel durch einen Gruppentarif, fallen weg.

Steuern bei privater Fortführung

In Bezug auf die Besteuerung der BU-Rente ist es dann in der Regel so, dass es zwei Töpfe gibt. Einmal den Teil der betrieblichen BU-Versicherung, welcher zu 100% besteuert wird und einmal den Teil der selbstständigen BU-Versicherung, welcher nur mit dem Ertragsanteil besteuert wird.

Fazit zur betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung

Es ist grundsätzlich nie verkehrt, seine Arbeitskraft abzusichern. Der Abschluss einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht nur wegen der Ersparnisse bei den Steuern und den Sozialabgaben sinnvoll, sondern besonders durch die vereinfachten Gesundheitsfragen.

Sollte man gewisse Vorerkrankungen haben, mit denen man in keiner privaten BU-Versicherung angenommen wird, ist der Abschluss einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung ratsam.

Wenn man jedoch die Möglichkeit hat, eine gute private Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, sollte man diese Option aufgrund der diversen Nachteile einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung präferieren.

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Über den Autor

Tobias Weßler
Chief Content Manager