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Berufsunfähigkeitsversicherung Kritik: Was spricht gegen die BU?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung steht immer wieder in der Kritik – mal mehr, mal weniger berechtigt. Kritiker werfen dabei meist in den Raum, dass der Versicherer im Leistungsfall „ohnehin nie leisten“ würde – diese Aussage lässt sich statistisch allerdings nicht belegen. In diesem Experten-Artikel schauen wir uns einmal drei der häufigsten Argumente gegen die Berufsunfähigkeitsversicherung und was hinter ihnen steckt an.
💡Wichtige Infos auf einen Blick
- Die Berufsunfähigkeitsversicherung steht zwar immer wieder in der Kritik, gehört aber dennoch zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt. Denn nur sie sichert deine Arbeitskraft optimal ab.
- Dass BU-Versicherer „nie leisten“, stimmt in keinem Fall – und wenn doch, gibt es dafür meist gute Gründe. Klar ist aber auch, dass der Versicherer die vertragliche Rente selten ohne weitere Prüfungen auszahlt.
- Als Versicherungsnehmerin oder Versicherungsnehmer kannst du die meisten nachteiligen Klauseln im Versicherungsvertrag bereits vor dem Abschluss der BU-Versicherung vermeiden. Wichtig ist hierfür allerdings eine optimale und ganzheitliche Beratung.
- Vor- und Nachteile der Berufsunfähigkeitsversicherung im Überblick
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Hier ist die Kritik berechtigt
- „Die BU-Versicherung ist zu teuer“ – Ist das berechtigte Kritik?
- Steuern auf die Berufsunfähigkeitsrente: Entscheidend ist die Laufzeit
- Berufsunfähigkeitsversicherung Kritik: „Die leisten ja eh nie!“
- Benachteiligt die Berufsunfähigkeitsversicherung handwerkliche Berufe?
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Vor- und Nachteile der Berufsunfähigkeitsversicherung im Überblick
Wie alle Versicherungsprodukte, hat auch die Berufsunfähigkeitsversicherung individuelle Vor- und Nachteile.
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Die BU-Versicherung sichert den Wegfall deines Arbeitseinkommens wegen Krankheit oder Unfall ab. Versicherungsfall ist die Einschränkung im konkreten Beruf. | Die Versicherungsbedingungen sind meist schwer zu verstehen und können Klauseln enthalten, die für dich von Nachteil sind. |
Versicherer leisten in der Regel bereits dann, wenn die Berufsunfähigkeit 50% oder mehr beträgt und für mindestens 6 Monate besteht. Eine dauerhafte Berufsunfähigkeit oder gar Erwerbsminderung muss nicht vorliegen. | Bei Abschluss der Police ist eine Gesundheitsprüfung erforderlich. Sie kann zu Ausschlüssen, Risikozuschlägen oder sogar einer Ablehnung des Antrags führen. |
Als Versicherungsnehmer bestimmst du die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente selbst. | Übst du einen riskanten Beruf aus und/oder versicherst du eine hohe Rente, steigen die Beiträge entsprechend. |
Du kannst die Rente oft ohne erneute Gesundheitsprüfung anpassen. So entspricht sie immer der „Lücke“, die bei dir im Fall der Berufsunfähigkeit entsteht. |
Berufsunfähigkeitsversicherung: Hier ist die Kritik berechtigt
In vielen (meist älteren) BU-Verträgen finden sich nachteilige Klauseln. Hier ist Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung berechtigt und du solltest über eine Anpassung der Police oder einen Wechsel des Versicherers nachdenken. Diese Klauseln sind:
- Abstrakte Verweisung: Bei Berufsunfähigkeit kann der Versicherer die Leistung verweigern, wenn du einen anderen Beruf theoretisch ausüben könntest (muss deinen Kenntnissen und Fähigkeiten entsprechen). Ob es aktuell entsprechende Stellen gibt, spielt hier keine Rolle. Dadurch hast du in vielen Fällen keine Chance, im Fall der Fälle die vereinbarte Leistung zu erhalten.
- Kurze Laufzeit: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte immer bis zum Renteneintritt laufen. Kürzere Laufzeiten sind für dich nachteilig, denn gerade mit steigendem Alter erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden.
- Langer Prognosezeitraum: Manche Versicherer machen die Zahlung der Rente davon abhängig, dass deine Berufsunfähigkeit voraussichtlich mindestens für 1, 2 oder 3 Jahre besteht. Eine entsprechende Prognose ist allerdings schwierig und wird meist nur bei sehr schwerwiegenden Erkrankungen oder Unfällen gestellt.
Bist du Selbstständiger, Freiberufler oder Gewerbetreibender, solltest du besonders auf die sogenannte Umorganisationsklausel in deinem BU-Vertrag achten. Auch sie kann allerdings nachteilig ausgestaltet sein. Gute Versicherer verzichten beispielsweise auf eine Prüfung der Umorganisation, wenn du weniger als fünf Mitarbeiter beschäftigst.
„Die BU-Versicherung ist zu teuer“ – Ist das berechtigte Kritik?
Den Beitrag, den du für deine Berufsunfähigkeitsversicherung bezahlen musst, bestimmt der Versicherer anhand mehrerer Faktoren:
- Beruf
- Alter
- monatliche Rentenhöhe
- Laufzeit
- Gesundheitszustand und gefährliche Hobbys
Grundsätzlich gilt hier, dass mit steigendem Eintrittsalter auch der BU-Beitrag höher ausfällt. Je später du deinen Vertrag abschließt und je riskanter dein Beruf ist, desto teurer wird die Berufsunfähigkeitsversicherung für dich. Entsprechendes gilt bei Absicherung einer besonders hohen Rente.
Unser Tipp daher: Schließ die BU-Versicherung so früh wie möglich, bestenfalls bereits in der Schul- oder Studienzeit ab. Hier profitierst du noch von niedrigen Beiträgen, die auch später – wenn du einen „riskanten Beruf“ ergreifst – nicht ansteigen.
Steuern auf die Berufsunfähigkeitsrente: Entscheidend ist die Laufzeit
Geht es um Kritik an der Berufsunfähigkeitsversicherung, kommt häufig das Argument, die BU-Rente müsse ja voll versteuert werden – und das, obwohl die Beiträge meist aus dem Nettoeinkommen stammen. Dies ist allerdings nur teilweise richtig, denn bei der Besteuerung der BU-Rente aus einer selbstständigen BU-Versicherung aus der 3. Schicht kommt es auf den sogenannten Ertragsanteil (§ 55 EStDV) an. Er bestimmt sich nach der Tabelle im verlinkten Paragraphen.
Steuern BU-Rente Beispiel
Nehmen wir an, du wirst mit 50 Jahren berufsunfähig und hast deine BU-Versicherung bis zum vollendeten 67. Lebensjahr abgeschlossen. In diesem Fall läuft deine BU-Rente maximal 17 Jahre lang, was nach Spalte 1 und 2 der Tabelle einen Ertragsanteil von 18% ergibt.
Bei einer jährlichen Rente von 48.000 Euro (4.000 Euro pro Monat) müsstest du nun 8.640 Euro (18% der Jahresrente) mit deinem persönlichen Einkommensteuersatz versteuern. Die übrigen 39.340 Euro sind steuerfrei.
Da der steuerpflichtige Teil von 8.640 Euro unter dem Grundfreibetrag in Höhe von 11.604 Euro (Stand: 2024) liegt, musst du ohne weitere Einkünfte keine Steuern zahlen.
Berufsunfähigkeitsversicherung Kritik: „Die leisten ja eh nie!“
Viele Menschen halten erstmal wenig von der Berufsunfähigkeitsversicherung. Als Kritik kommt dabei immer wieder, dass der Versicherer „ja ohnehin nicht leisten“ würde. Jährliche Erhebungen des Analysehauses MORGEN & MORGEN zeigen allerdings, dass diese Annahme falsch ist:
ℹ️ Aus der aktuellsten Statistik geht hervor, dass nur rund 12% der Leistungsanträge aus „sonstigen Gründen“ abgelehnt werden. In den meisten anderen Fällen reagieren Kunden entweder nicht mehr auf die Rückfragen der Versicherungsgesellschaft oder es steht fest, dass der notwendige Grad von 50% Berufsunfähigkeit nicht erreicht wurde. Verletzungen der vorvertraglichen Anzeigepflicht und Betrugsfälle (zum Beispiel falsch beantwortete Gesundheitsfragen) machen immerhin ca. 14% der Ablehnungen aus.
Benachteiligt die Berufsunfähigkeitsversicherung handwerkliche Berufe?
Gelegentlich hören wir auch das Argument, die Berufsunfähigkeitsversicherung sei gerade für die Menschen, die den Schutz am dringendsten benötigen, besonders teuer. An dieser BU-Kritik ist durchaus etwas dran, denn beispielsweise für handwerkliche Berufe fällt der Beitrag im Schnitt deutlich höher als beispielsweise für klassische Bürojobs aus.
Klar ist aber auch, dass der Versicherer die höheren Beiträge nicht zum Spaß festlegt. Hinter ihnen stecken Kalkulationen und statistische Auswertungen, nach denen bestimmte Berufe (etwa Handwerker und Lehrer) ein deutlich höheres Risiko haben, im Laufe ihres Berufslebens einmal berufsunfähig zu werden. Das zeigt auch die folgende Statistik.
Während es in handwerklichen Berufen häufig zu körperlichen Erkrankungen (zum Beispiel Bandscheibenvorfall) kommt, sind bestimmte akademische Berufe besonders von Burnout und ähnlichen psychischen Risiken betroffen. Diese Auswertungen sind eine wichtige Planungs- und Berechnungsgrundlage für Versicherer.